Diskriminierung am Arbeitsplatz: Ist Sexismus im Vertrieb ungerecht?

05.08.2022 | acquibee GmbH

Diskriminierung im Vertrieb darf die individuellen Grenzen beider Parteien nicht überschreiten

Die Ergebnisse einer Studie im Sommer 2016 ließen Feministinnen aufmerken: Die beruflichen Chancen einer Frau sind tatsächlich größer, wenn sie ihre weiblichen Attribute nicht versteckt. Das ist genau genommen Diskriminierung am Arbeitsplatz: Denn 19 mal häufiger wurden die Bewerberinnen zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, die auf dem Foto ein weit ausgeschnittenes Oberteil präsentierten.

Dabei waren Berufssparten wie Vertrieb und Rechnungswesen, aber auch der medizinische Bereich besonders ungerecht. Hier wurde sehr viel häufiger auf erotische Signale der Frauen reagiert als in anderen Sparten. Woran liegt das? Diskriminierung am Arbeitsplatz und Sexismus im Vertrieb. Ein Plädoyer für Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen. Aber auch für Chefs und Chefinnen.

Diskriminierung am Arbeitsplatz: Woher kommt das überhaupt?

Sex sells. Eine Aussage, die jeder von uns schon mindestens einmal gehört hat. Und im Bereich Vertrieb scheint sich diese alte Binsenweisheit auch heute noch zu bewahrheiten. Dies ist auch nicht unbedingt direkt ungerecht. Werbung und Verkauf steuern unsere innersten Bedürfnisse an, um so gut wie möglich zu wirken.

Provokant gefragt: Wie soll (oder muss) sich eine Frau kleiden, um der Sexismusfalle zu entgehen? Dürfen sich Frauen nicht schminken, die Haare nicht mehr offen tragen, weil dies als sexistisch empfunden werden könnte? Die Antwort liegt doch auf der Hand: Nein!

Wie äußert sich dies besonders im Vertrieb?

Nur wer sich rundum wohlfühlt, und dazu gehört vor allem auch die Kleidung, wird im Vertrieb auf gute Zahlen kommen. Was also liegt näher, als im Sommer ein leichtes Kleid und im Winter einen anschmiegsamen Pulli zu tragen, wenn es als Frau Freude macht?

Ein zweites Standardklischee taucht auf, wenn Sexismus und Vertrieb in einem Zusammenhang gebracht werden. Reisen, Messen, Kongresse, lange Abende im Hotel scheinen dafür prädestiniert zu sein, dass Sex(ismus) ins Spiel kommt. Statistisch erhobene Zahlen geben diesem Klischee durchaus recht. Dazu kommt, dass sich naturgemäß die Frauen und Männer für einen Job im Vertrieb entscheiden, die von Haus aus eher extrovertiert sind. Das macht die Kontaktaufnahme, den Umgang mit Menschen, gerade auch den Vertretern des anderen Geschlechts gegenüber, unkomplizierter – warum auch nicht? Und dazu kommen eben viele Möglichkeiten, die sicher vielfältiger sind als bei Stubenhockern und reinen Schreibtischmitarbeitern und -mitarbeiterinnen.

Das gezielte Spiel mit der Anziehungskraft: Vor- oder Nachteil?

Also alles ok, grünes Licht für erotische Signale im Außendienst? Das Spiel mit der Anziehungskraft: Der Flirt mit Kollegen und Kunden sind nur so lange ein Spiel, wie die Regeln allen Beteiligten taugen. Ein attraktives Äußeres, betont weibliche Kleidung darf kein Freibrief sein, Grenzen zu überschreiten. Wo die Grenzen liegen, bestimmt jede Frau selbst. Ein Stop ist ein unverrückbares Stop. Wird das missachtet, dürfen und sollen sich Frauen im Vertrieb Hilfe von Vorgesetzten, vom Betriebsrat oder gar von Anwalt und Gericht suchen.

Wer dagegen Anspielungen liebt und sie gut kontern kann, darf sie zulassen. Dabei gilt es dennoch ein paar wichtige Regeln zu beachten, damit das Vergnügen nicht zur Verwünschung wird.

Diskriminierung am Arbeitsplatz darf die individuellen Grenzen beider Parteien nicht überschreiten

Frauen, die sich innerhalb der eigenen Firma auf mehr als nur einen unverfänglichen Flirt einlassen, bewegen sich unter Umständen auf dünnem Eis. Dies passiert vor allem, wenn dabei die Hierarchieebene verlassen wird. Das schafft Neider. Und die einmal gezeigte Offenheit was weibliche Signale angeht, könnte angreifbar machen. Im Außendienst kommt noch ein weiteres Risiko hinzu. Verkaufszahlen brechen mit ziemlicher Sicherheit ein, wenn erotische Reize als Verkaufsargument wegfällt.

Diskriminierung am Arbeitsplatz und Sexismus im Vertrieb sind also zwei verschiedene paar Schuhe: Im Vertrieb werden auch noch heute gewisse Grenzen ausgetestet, da sich darüber besser verkaufen lässt. Das ist so lange in Ordnung, solange die Grenzen beider Seiten eingehalten werden. Wird für eine Seite diese überschritten, wird es zwar schwer, wieder zurückzurudern, doch dies muss gemacht werden. Auch wenn dadurch ein Auftrag verloren geht.

Diskriminierung am Arbeitsplatz hingegen ist häufig nur von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin ausgehend und somit nicht akzeptabel. In der Praxis ist dies meist sehr schwer zu beurteilen und viele, viele weitere Faktoren sind maßgeblich für eine Beurteilung dieser Thematik. Jedoch ist gerade der Sales-Bereich sehr angreifbar und ein Verkaufs-Team muss auch in Hinsicht auf deren Affinität zu Sex Sells untersucht werden. Sowohl Frauen als auch Männer.